Jo Fechner:
Herr Dr. Bscher, Sie sind Eigentümer der VILLA SANDER in Frankfurts Bankenviertel. Die VILLA SANDER ist ein Prachtbau mit langer Geschichte, erschaffen vom Architekten Friedrich Heinrich Ludwig Sander in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – schon damals als Bankhaus. Zuletzt wurde es als Gästehaus der Deutschen Bank genutzt, im Schatten der Deutsche-Bank-Türme.
Nun wird in diesem Jahr dort der zweite Standort von SATELLITE OFFICE in Frankfurt eröffnet. Wie hat es Anita Gödiker mit SATELLITE OFFICE geschafft, sie als Vermieter zu gewinnen?
Thomas Bscher:
Es war anders herum: Als wir die Villa Sander erworben haben, habe ich als allererstes an Anita Gödiker gedacht. Dieses Kleinod zwischen den beiden Türmen der Deutschen Bank, diese 1A-Lage schien mir sehr gut ins Portfolio von SATELLITE OFFICE zu passen. Sie war die Einzige, der ich das Gebäude angeboten habe. Und das hat ja auch geklappt!
Den Ausbau planen wir gemeinsam, er muss dem Service-Gedanken Rechnung tragen, der SATELLITE OFFICE ausmacht – abgesehen von der Location, die ja auch immer die Handschrift von Frau Gödiker trägt. 42 Büros werden auf 5 Stockwerken entstehen, dazu Konferenzräume und Kaminlounges, Think Tanks und Tagesbüros. Und das Foyer eignet sich ja auch als Veranstaltungsort – je nachdem, wie man es einrichtet.
Jo Fechner:
Sie und Ihr Unternehmen haben viele Immobilien in den besten Lagen der großen deutsche Städte im Portfolio – unter anderem haben Sie dem Haus Cumberland am Kurfürstendamm neues Leben eingehaucht und auch dort ist SATELLITE OFFICE ihr Haupt-Mieter. Wie wichtig ist für Sie der persönliche Draht zu Ihren Mietern?
Thomas Bscher:
Der persönliche Draht ist uns sehr wichtig. Wobei es allerdings Unterschiede gibt. Wir unterscheiden bei Business-Immobilien zwischen Retail- und Büro-Mietern. Bei den Retail-Mietern mit ihren Boutiquen und Ladengeschäften ist es wichtig, flexibel auf deren Ansprüche zu reagieren. Das hat viel mit Design und Kundenverkehr zu tun, was ja ständig wechselt. Der Bürokunde liebt seine Ruhe, er muss sich für sehr lange Zeit sehr wohlfühlen. Ein Anwalt verbringt gern vierzehn Stunden in seiner Kanzlei – das geht nur, es ihm dort gefällt.
Also sind wir regelmäßig näher an den Retail-Mietern, weil es dort andere Befindlichkeiten gibt.
Anita Gödiker liegt so ein bisschen dazwischen – zum einen braucht SATELLITE OFFICE den Kundenverkehr, zum anderen müssen sich die Office-Mieter in ruhiger Atmosphäre wohlfühlen. Wir sind tatsächlich häufig im Gespräch.
Jo Fechner:
Anita Gödiker hat 1997 die Idee SATELLITE OFFICE geboren und ist damit eine Vorreiterin in Sachen flexible Workspace. Sie hat damit einen Trend begründet, nämlich eine Office-Lösung vorzuhalten, die mit einem Minimum an Investition einhergeht mit maximaler Flexibilität – käme so etwas auch für Sie in Frage, wenn Sie Workspace bräuchten?
Thomas Bscher:
Frau Gödiker hat Ende der Neunziger das Unternehmen gegründet. Damals war sie soetwas wie das erste WEWORK in Deutschland. Daraus ist ein gesundes, erfolgreiches Unternehmen geworden. Sie ist damit tatsächlich eine Pionierin in ihrem Geschäft.
Dass auch wir bei ihr mieten käme nicht nur in Frage, sondern wir nutzen die Möglichkeiten ganz regelmäßig! Wir haben in Berlin einige Immobilien, aber wenn ich einen Konferenzraum brauche, gehe ich zu SATELLITE OFFICE. Dabei gehe ich nicht über Frau Gödiker, sondern ganz normal über das Team. Wir kennen uns und ich weiß, dass wir dort in jeder Hinsicht den besten Service bekommen. Wir sind dann ganz normale Kunden und mieten selbstverständlich zu den üblichen Konditionen an.
Jo Fechner:
Wir sprechen seit langer Zeit von der Social Responsibility, in Kombination mit der Corporate Responsibility, nämlich der Gesellschaft und ihren schwächsten Mitgliedern die Hilfe zukommen zu lassen, die sie brauchen und vielleicht auch verdienen. Wie halten Sie es mit der sozialen Verantwortung?
Thomas Bscher:
Wir sind eine sehr alte Familie mit sehr alten, sozialen Verpflichtungen. Ich selbst bin seit langer Zeit im Kultur-Sponsoring tätig, wir helfen mit unserem Kuratorium jungen Talenten dabei, Instrumente und Auftrittsmöglichkeiten zu finden.
Außerdem kümmern wir uns seit 30 Jahren um Sportler und die Sporthochschule in Köln. Unter anderem habe ich mich um Kunstturner Fabian Hambüchen gekümmert – und der ist Weltmeister geworden! Aber wir kümmern uns auch um Nischensportarten wie Rhönradfahren oder Damen-Squash. Das sind Sportarten, die nicht viele Möglichkeiten haben – die schaffen wir.
Jo Fechner:
Die Werte, wie wir sie gelernt haben und seit langem kennen, sind zurzeit einem nie dagewesenen Wandel unterworfen. Gibt es Wege, die Sie raten könnten, um diesem Wertewandel zu begegnen?
Thomas Bscher:
Da gibt es nur eine Möglichkeit. Wir müssen wieder dahin kommen, dass der Diskurs wieder auflebt. Der scheint in der heutigen Gesellschaft keine Rolle mehr zu spielen. Weder in der Politik, wo er durch zwei der regierenden Parteien immer weiter abgeschafft wird, noch in den Medien ist er gewünscht. Dabei gehört der Diskurs doch dazu, wenn eine Demokratie funktionieren soll. Es müssen alle Parteien miteinander sprechen, ihre Standpunkte zur Diskussion stellen. Wenn die Menschen nicht mit einander sprechen gewinnt die Ideologie, und die ist die Feindin der Vernunft.
Jo Fechner:
Wenn man Ihre Vita liest, kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, wann Sie einmal schlafen: Immobilienunternehmer, Auto-Enthusiast und ehemaliger Präsident von BUGATTI, Rennfahrer, High-Class Segler in der Maxi-Klasse – wie halten Sie das durch?
Thomas Bscher:
Das Alles ist überhaupt kein Stress, wenn ich es mit dem vergleiche, was im Moment mein Leben bestimmt: Ich habe ein einjähriges Kind, das mich voll und ganz beansprucht. Und wir haben keine Nanny. Das ist der echte Stress!
Beruflich kümmere ich mich fast nur noch um Immobilien, die wilden Zeiten sind vorbei. Ich trainiere seit 30 Jahren – Sie hören richtig – seit 30 Jahren, jetzt immer noch wöchentlich einmal gemeinsam mit dem Dozenten an der Sporthochschule, der den Bereich Sport und Leistung (SUL) verantwortet: Dr Heinz Kleinöder. Der Schwerpunkt unserer Treffen mag sich in all den Jahren verändert haben, aber es geht immer noch um Sport und Leistung.
Jo Fechner:
Vielen Dank für das Gespräch!